Quelle: Bild 14.12.2016
Selbstverteidigung oder Körperverletzung?
Aber wann darf Frau eigentlich Pfefferspray einsetzen?
Frauen (und auch Männer), die Pfefferspray gegen andere Menschen einsetzen, begehen eine Straftat: gefährliche Körperverletzung!
Aber: In einer Notwehrsituation – über deren Vorliegen im Ernstfall ein Richter entscheidet – bleibt der Einsatz von Pfefferspray straffrei.
„Eine Notsituation besteht, wenn Sie sich selbst verteidigen (Notwehr) oder wenn
Sie anderen in Not helfen (Nothilfe)“, erklärt Rechtsanwalt Swen Walentowski von anwaltauskunft.de. Dabei spielt es keine Rolle, ob man „Tierabwehrspray“ oder ungekennzeichnetes und somit als Waffe
bestimmtes Pfefferspray
eingesetzt hat.
Wann gilt der Einsatz des Sprays als Körperverletzung?
„Wer ein Pfefferspray einsetzt, ohne in Gefahr zu sein, begeht eine gefährliche Körperverletzung. Wird man angegriffen und wendet das Pfefferspray zu lange oder zu intensiv an, kann es sich um einen
Notwehrexzess nach § 33 Strafgesetzbuch handeln. Das ist dann der Fall, wenn der Angreifer zum Beispiel schon am Boden liegt, man aber aus Angst trotzdem weiter sprüht“, so Walentowski.
Problem: Oft lässt sich im Nachhinein nicht mehr zweifelsfrei feststellen, ob es sich wirklich um Notwehr gehandelt hat oder nicht. Es steht Aussage gegen Aussage, weshalb es mit großer
Wahrscheinlichkeit dann nicht zu einer Verurteilung kommt. Seit Sommer 2016 wird Pfefferspray in der Drogeriekette “dm“ verkauft, die Nachfrage war immens, zeitweise
war es sogar im Online-Angebot des Marktes ausverkauft. Dort wird es als „Tierabwehrspray“ geführt, denn der Wirkstoff Oleoresin Capsicum (OC, der Reizstoff im Pfefferspray) ist in Deutschland
bislang nicht zugelassen.
Heißt: Pfeffersprays zum Einsatz gegen Menschen gelten als klassische Waffen im Sinne des Waffengesetzes. Um diese Art Pfefferspray zu besitzen, braucht man einen kleinen Waffenschein und muss
mindestens 14 Jahre alt sein.
Indem es als „Tierabwehrspray“ geführt wird, umgeht es die notwendige Zulassung von OC und unterliegt somit nicht dem Waffengesetz. Jeder kann also „Tierabwehrsprays“ kaufen, besitzen und
mitführen.
Wie sprühe ich richtig?
Halten Sie das Spray dicht am Körper und die Sprühdose fest mit der Faust umschlossen. Falls Sie das Spray einsetzen müssen, betätigen Sie den Sprühkopf mit dem Daumen. Wenn Sie die Sprühdose weit
von Ihrem Körper entfernt halten,
kann der Angreifer es Ihnen leicht aus der Hand schlagen.
Was ist Pfefferspray genau?
Pfeffersprays sind Sprühgeräte mit Reizstoff. Als Reizstoff dient der Wirkstoff Oleoresin Capsicum (OC), der auch in
Paprika enthalten ist. Pfeffersprays dienen zur Gefahrenabwehr und Selbstverteidigung – durch den Einsatz sollen
angreifende Tiere oder Personen auf Distanz gehalten werden.
Wie wirkt Pfefferspray?
Der medizinische Wirkmechanismus des Reizstoffs OC beruht auf einer intensiven Stimulation von schmerzempfindlichen Sinneszellen. Außerdem kommt es zu einer Ausschüttung der sogenannten Substanz P.
Zusätzlich wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst.
Was ist beim Kauf von Pfeffersprays zu beachten?
Pfeffersprays, die deutlich als Tierabwehrspray gekennzeichnet sind, gelten nicht als Waffen und können so ganz legal gekauft werden. Amazon und andere Online-Händler bieten solche Sprays an. Und
seit Mai eben auch "dm".
Ist das Pfefferspray aber nicht für den ausschließlichen Einsatz gegen Tiere gedacht, wird es als Waffe eingestuft und ist nur mit entsprechender Berechtigung im Fachhandel zu kaufen.
Welche Symptome werden durch Pfefferspray ausgelöst?
Pfefferspray wirkt sich vor allem auf Haut, Augen und Atemwege aus. Auf der Haut kommt es zu einer intensiven Rötung und Schwellung, außerdem brennt sie stark. Die Entzündungsreaktion auf der Haut
kann bis zu 60 Minuten andauern. Die Bindehaut im Auge fängt nach dem Einsatz von Pfefferspray schnell an, sich zu röten. Außerdem schließt sich das gesamte Augenlid aufgrund heftiger Schmerzen
sofort. Träger von Kontaktlinsen zeigen eine noch stärkere Reaktion, da sich zwischen Linse und Hornhaut oft ein Reizstoffdepot entwickelt.
Aufgrund der Reizungen der Atemwege kommt es zu unkontrollierten Hustenanfällen, Atemnot und Sprechschwierigkeiten in den ersten 15 Minuten.
Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind wirkungsvoll?
Egal ob Auge oder Haut – nach dem Kontakt mit Pfefferspray müssen die betroffenen Körperpartien sofort mindestens zehn Minuten mit kaltem, fließenden Wasser ausgespült werden. Kaltes Wasser schließt
die Poren und verhindert so, dass der Wirkstoff weiter aufgenommen werden kann. Nach etwa 20 Minuten lässt der Schmerz langsam nach, sollte
nach 45 Minuten vollständig abgeklungen sein. Falls der Schmerz länger anhält, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht
werden.
Quelle: Bild 14.12.2016
http://www.bild.de/ratgeber/verbrauchertipps/pfefferspray/pfefferspray-wann-darf-frau-es-anwenden-selbstverteidigung-koerperverletzung-49279320.bild.html
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